Wenn wir uns an die wichtigsten Taten des Begründers des ungarischen Staates, Stephans I., erinnern, denken wir zumeist an seinen Kampf gegen Koppány, bei dem sich auch entschied, ob Ungarn eine neue Richtung einschlagen und sich den christlichen Staaten Europas anschließen oder die Raubzüge und die Lebensweise nach seinem alten Glauben fortsetzen würde.

Das Ende dieser Geschichte kennt jeder und auch die Tragödie der Herrschaft von Stephan I., der nach dem Tod von Prinz Emmerich das Land ohne Erben zurücklassen musste. Die Zeit zwischen diesen beiden Ereignissen wird jedoch selbst von Historikern selten in Erinnerung gerufen, obwohl sie viele interessante Fakten bereithält, die uns helfen, Ungarns ersten König noch besser kennenzulernen. Der heilige Stephan war nicht bloß einer von vielen mittelalterlichen Monarchen, er war auch ein weitsichtiger Politiker. Er zog es vor, die Dinge auf diplomatischem Wege zu regeln und das Vorankommen seines Landes im unruhigen Europa durch die Schließung von Frieden und Bündnissen zu sichern. Unter anderem öffnete er als Geste an die christliche Kirche die Grenzen des Landes für den Pilgerweg nach Jerusalem und schloss ein Bündnis mit dem byzantinischen Kaiser. Teil dieses Bündnisses war angeblich, dass sein Sohn Emmerich eine byzantinische Griechin zur Frau nehmen sollte, was sich allerdings nach tausend Jahren nur sehr schwer glaubhaft bestätigen lässt. Auch wenn es sich um den einzigen Sohn des ungarischen Staatsvaters handelt, birgt das Leben von Prinz Emmerich noch viele Geheimnisse, die es aufzudecken gilt.

Historiker glauben, dass die orthodoxen Nonnen mit der byzantinischen Frau von Prinz Emmerich ins Veszprémtal kamen. Die Ruinen des ehemaligen Klosters sind auch heute noch deutlich zu sehen und wenn Sie die Steine entlang balancieren, sollten Sie auch daran denken, dass die Gründungsurkunde des Klosters heute noch im Ungarischen Staatsarchiv aufbewahrt wird: Sie ist das älteste erhaltene Originaldokument in Ungarn. Neben 1000 Jahre alten vergilbten Papieren entstanden natürlich auch Legenden über diesen Ort, die bis in die heutige Zeit mündlich überliefert wurden. Eine von ihnen ist, dass das liturgische Gewand, das später in den ungarischen Krönungsumhang umgewandelt wurde, an diesem Ort in Veszprém bestickt wurde. Der Geschichte zufolge war es sogar Königin Gisela selbst, die das Gewand bestickte. Ob dies tatsächlich der Fall war, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben.

Neben den Ruinen des Klosters befindet sich auch eine Kirche, die im 18. Jahrhundert von den Jesuiten erbaut wurde, da aber ihr Orden im Habsburger Reich von Maria Theresia aufgelöst wurde, konnte die Kirche nicht mehr geweiht werden. Heute wird sie aufgrund der besonderen Akustik für Konzerte genutzt; die orthodoxen Nonnen hätten dazu sicher einiges zu sagen.