Der Märchenroman „Die unendliche Geschichte” zeigte uns am besten, wie wichtig es ist, den Geschöpfen unserer Fantasie einen Namen zu geben und sie damit vielleicht auch zu personifizieren.

Obwohl die Heldentat des Protagonisten in Michael Endes Fantasyroman nur darin bestand, der Kaiserin von Phantasien einen neuen Namen zu geben, rettete er sie und ihr Reich damit vor dem drohenden Nichts, das sie zu verschlingen drohte, weil die Menschen begannen ihre Fantasien aufzugeben und damit auch sie zu vergessen. Glücklicherweise besteht diese Gefahr in Veszprém nicht, ein gutes Beispiel dafür liefert das „Mädchen mit dem Krug”, die Zsuzsi-Statue.

Das Bronzemädchen, das sich hinter den Bäumen neben dem Rathaus versteckt und unermüdlich Wasser aus seinem Krug in den Springbrunnen schüttet, entstand 1961 im Atelier der Bildhauerin Lenke R. Kiss als das „Mädchen mit dem Krug”, um dann als echte bürgerliche Dame ihren Platz in der historischen Innenstadt, unweit des Eingangs der Burg, einzunehmen. Dort stand sie jahrzehntelang und begrüßte jeden Sonntag die Menschen, die zur Messe in die Burg eilten oder nach einem arbeitsreichen Wochentag in dem damals noch als Café funktionierenden heutigen Kommunalgebäude saßen.

Die vorherrschende Meinung über Zsuzsi war, dass sie weibliche Anmut ausstrahle, während sie doch einen schweren Krug voller Wasser fest und stark in ihrer Hand hält. 30 Jahre lang stand sie an einer belebten Stelle des Platzes, bis sie Anfang der 90er Jahre in eine etwas ruhigere Umgebung, in den Schatten der Bäume neben dem Rathaus umzog. Ebenso wie nichts und niemand in dieser Welt perfekt ist, ist es auch Zsuzsi nicht, worauf auch die sehr kritische, aber kunstbegeisterte Stadtgemeinschaft von Veszprém einmal hinwies, als sie anmerkte, dass Zsuzsis Beine vielleicht ein wenig dick seien. Aber so wie wir die Pflastersteine auf dem Óváros-Platz einzeln betrachten, lohnt es sich auch nicht, ein Kunstwerk in seine Details zu zerlegen! Vor allem dann, wenn die Statue einen eigenen Namen und eine eigene Persönlichkeit hat, die ihr die örtlichen Menschen verliehen haben.