„Das dunkle Haar von Verancsics wehte im Wind, gleich so, als ob das Wasser des nahen Balatons in der Dämmerung kleine Wellen schlagen würde. Trotz der Naturgewalten stand der Kastellan schnurgerade auf den Mauern der Veszprémer Burg und ließ seinen Blick lang über den Horizont schweifen. Vielleicht dachte er an die herannahende türkische Armee, vielleicht aber auch an seine Erinnerungen an Italien, als ihn ein verirrtes Blatt von seinen Gedanken ablenkte. „Wie leicht und langsam doch dieses kleine Blatt an der Burgmauer hinabfällt!“, grübelte er. Dann spann er diesen Gedanken weiter und es kam Faustus Verancsics die Idee einer weiteren Erfindung in den Sinn.”

All das stammt nicht aus einem mittelalterlichen Ritterroman und wir können auch nicht behaupten, dass sich diese Szene im mittelalterlichen Veszprém tatsächlich zugetragen hat, Fakt ist aber, dass der Kastellan der Veszprémer Burg in den 1500er Jahren Faustus Verancsics hieß. Was ihn von allen anderen Soldaten unterschied, war sein bahnbrechender Geist, den manche mit dem seines Zeitgenossen Leonardo da Vinci vergleichen. Unter seinen Notizen haben Historiker Entwürfe für zahlreiche Erfindungen gefunden, darunter gab es landwirtschaftliche Maschinen, Beschreibungen neuer Waffen, aber eine der interessantesten Notizen war die Zeichnung eines technisch noch nicht ausgereiften Fallschirms. Wer weiß, vielleicht war es ein hinunterfallendes Blatt, das ihm das Wesen der Physik des Fallschirmspringens offenbarte und vielleicht gerade in Veszprém.

Jedenfalls erinnert eine Bronzetafel an der gepflasterten Straße, die zur Burg hinaufführt, heute noch an ihn. Direkt unter dem Heldentor.