Antal-Csermák-Musikschule

Das niveauvolle Musikleben von Veszprém begann im 18. und 19. Jahrhundert. Das erste erwähnenswerte Ergebnis auf dem Gebiet erzielte Bischof Ottó Volkra, der 1711 für die Ansiedlung des frommen Lehrordens der Piaristen in der Veszprémer Burg sorgte. Die Piaristenpater zeichneten sich nicht nur im traditionellen Schulunterricht, sondern auch in der Musikerziehung aus.

Später, zum Ende des 18. Jahrhunderts, stellte Bischof József Bajzáth das Musikleben der Stadt auf eine neue Grundlage. Zu seinen Maßnahmen gehörte die Gründung der Scola Cantorum Wesprimiensis – die erste Gesangsschule Veszpréms – innerhalb der Mauern der Kathedrale St. Michael, die sich den Volksliedern und dem Psalmengesang widmete. 

Instrumentalmusik wurde den Bürgern, Handwerkern und Kunsthandwerkern von Veszprém von den professionellen Musikern der Kathedrale beigebracht, und sie traten bei weltlichen Konzerten gemeinsam mit ihren Lehrern auf. Diese blühende Zeit prägte auch den Musikgeschmack und die musikalische Kompetenz der Stadtbewohner. 

Im 19. Jahrhundert kam es jedoch zu einem deutlichen Rückgang, als die katholische Kirche den Musikunterricht einstellte und das Musikrepertoire in den Kirchen nach dem Prinzip „nichts Weltliches” gestaltet wurde. So hatte die Stadt um die Jahrhundertwende keine moderne musikalische Bildungseinrichtung vorzuweisen. 

Die erste Musikschule in der Komitatshauptstadt wurde 1916 von Margit Kecskeméthy, einer hervorragenden Sängerin und Zymbalspielerin, gegründet. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits so viele Privatschüler, dass sie es für notwendig hielt, ihre Arbeit in institutionalisierter Form fortzusetzen. Das erste Schuljahr begann sie mit 115 Schülern. Damit startete die Erfolgsgeschichte der städtischen Musikschule, die bis heute anhält. 

Das Gebäude der heutigen Antal-Csermák-Musikschule auf dem Megyeház Platz wurde Ende des 18. Jahrhunderts erbaut, hatte aber zunächst eine andere Funktion. Im Jahr 1820 wurde es als Joseph-Kaserne erwähnt und diente damals zur Unterbringung von Kavalleriesoldaten, sodass der Megyeház Platz zu dieser Zeit noch Lovarda Platz (Reitschulplatz) hieß. Interessant ist, dass das Gebäude in den 1860er Jahren, als die Banditen im Bakonywald ihr Unwesen trieben, als Schnellgericht genutzt wurde. Die zum Tode verurteilten Banditen wurden aus dem Todestrakt zum Schafott gebracht. Bis 1875 wurde das Haus für militärische Zwecke genutzt und erfuhr in den nächsten 100 Jahren eine Reihe von Funktionswechseln: Verschiedene Amtsstellen wurden zunächst durch eine Gewerkschaftszentrale ersetzt, dann wurde es für kulturelle Zwecke genutzt und am 15. Dezember 1982 zog schließlich Musik in das Haus ein. 

Im Jahr 1955 wurde die Musikschule nach dem Violinisten und Komponisten Antal Csermák benannt, einer Ikone der Verbunkos-Musik.

Das ehemalige Kasernengebäude wurde in den letzten Jahren wunderschön renoviert: Die Außenwände wurden 2015 rekonstruiert und die komplette Innenrenovierung fand 2021 statt. Der große Konzertsaal wurde erneuert und die Musikschule erhielt fünf neue Unterrichtsräume und 10 neue Instrumentenräume. Zum 100-jährigen Jubiläum der Musikschule im Jahr 2016 wurde vor dem Gebäude ein Gedenkbaum zu Ehren von Csermák gepflanzt. Derzeit lernen hier mehr als 900 Schüler Musik in 27 Fachrichtungen, ab 6 Jahren bis zum Erwachsenenalter.